AACHEN. Welche Besonderheiten gibt es bei der Fertigungsorganisation eines mittelständischen Industrieunternehmens und welche betriebswirtschaftlichen Aspekte sind bei der dazugehörigen Kostenkalkulation zu berücksichtigen – gerade vor dem Hintergrund der Folgen von Corona-Pandemie und Russland-Ukraine-Konflikt? Um solche und ähnliche Fragen ging es bei einer Betriebsbesichtigung beim Industrieschaumstoff- und Gummihersteller W. Köpp GmbH & Co. KG am 21.11.2022. Zu Besuch war eine 12. Klasse des Berufskollegs Nord der Städteregion Aachen (Standort Herzogenrath).
Die neun Schülerinnen und elf Schüler waren am Wirtschaftsgymnasium des BK durch Lehrerin Alexandra Zilgens im Fach Betriebswirtschaftslehre auf die Besichtigung vorbereitet worden. An die entsprechende Unterrichtsreihe angelehnte Beobachtungsaufträge sollten das vermittelte theoretische Wissen durch praktische Einblicke ergänzen.
Dr. Andreas Peine, Experte für Produkt- und Prozessentwicklung, und IT-Leiter André-Johannes Stiebig stellten zunächst im Rahmen einer Kurzpräsentation ihr Unternehmen und die Besonderheiten ihrer Produktpalette vor. Dabei wurde deutlich, dass die vornehmlich aus den Werkstoffgruppen Zellkautschuk, Polyethylen und Moosgummi hergestellten Systeme letztlich Nischenprodukte sind. Dies mache eine besondere Bewerbung und damit verbundene Kundenberatung notwendig. Individuallösungen wie etwa passgenaue Dichtungsmaterialien für die Automobilindustrie seien zwar sehr gefragt, der Bekanntheitsgrad des Business-to-Business-Akteurs bei potenziellen Nachwuchskräften sei aber durchaus ausbaufähig.
„Durch Aktivitäten wie die heutige wollen wir in erster Linie Jugendlichen Einblicke in die Produktion und Unternehmensabläufe bieten“, erklärte Stiebig, der bei Köpp auch für den Bereich Ausbildung zuständig ist. „Vom Rohstoffeinkauf über die Maschinenbeschaffung und -abschreibung bis hin zu Arbeitsschritten, Verbrauch und Logistik – wir wollen Neugier wecken und einen Betrieb zum Anfassen präsentieren.“
Die Schüler:innen des Berufskollegs zeigten sich beeindruckt, als sie durch die verschiedenen Produktionsstätten, Lager und Abteilungen geführt wurden. Dem gelernten Chemiker Dr. Andreas Peine war seine Begeisterung sichtlich anzumerken, als er die technischen Einzelheiten und Zusammenhänge erklärte und sich jeder einzelnen Nachfrage ausführlich widmete.
Zwölftklässlerin Dina zeigte sich beeindruckt: „Ich fand es unheimlich interessant, welche unterschiedlichen Materialien es gibt und auf welche verschiedenen Arten diese verarbeitet werden können.“ Ihre Mitschülerin Dorcas pflichtete ihr bei: „Mir hat die Verknüpfung von Theorie und Praxis gut gefallen, denn es war spannend, die Unterrichtsinhalte, mit denen wir uns in der Schule beschäftigt haben, in der realen Umsetzung im Betrieb zu erleben.“
Für Lehrerin Alexandra Zilgens, die die Lernpartnerschaft seit Jahren begleitet, bestätigte sich, was sie in ihrem schulischen Alltag immer wieder erlebe: „Viele Schülerinnen und Schüler haben überhaupt keine Vorstellung, was klassische BWL-Unterrichtsgegenstände wie die Fertigungsorganisation oder Kostenrechnung in der Realität bedeuten. Dank Kooperationsmaßnahmen wie der heutigen Betriebsbesichtigung gibt es für viele Jugendliche ein echtes Aha-Erlebnis.“
(Felix Meisel, KURS-Koordinator für Städteregion Aachen)
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